Hungrig in Bangkok

Bangkok, die 8-Millionen-Einwohnerstadt, hatten wir uns anders vorgestellt - lauter, wuseliger, weniger aufgeräumt, schmutziger... ...und in meiner Vorstellung waren Bangkok's Straßen voller Garküchen und der dazugehörigen Plastikhocker.

Doch dann spazieren wir mit Verwunderung kilometerweit durch ein sehr sauberes Chinatown, mit Mülltonnen und -trennung und zur Abholung aufgestapelten Müllbeuteln. Statt Essen kann man aber allerlei Kram kaufen. Wir entdecken Straßen, auf denen sich ein Schrauben- und Ersatzteilhändler an den nächsten reiht - sein Angebot stets übersichtlich vor dem Laden zu einem großen Schrotthaufen aufgetürmt. Und viel buntes Krimskrams, z.B. in der Sampeng Lane, einer schmalen, kilometerlangen Gasse, auf der man erst an zig Schuhläden und ihrer Auslage, die bis auf die Straße reicht, entlang geht; es folgen Modeschmuck, Taschen, gut sortierte Luftballonläden, Tücher, und allerhand Glitzerzeug, das niemand wirklich braucht. Aber wenn man etwas braucht dann wird man hier ganz sicher fündig.

Nur mit dem Essen ist das wie gesagt etwas schwierig. Ich hatte bereits letztes Jahr gelesen, dass Bangkok's Stadtverwaltung nun härter gegen die für die Stadt so typischen Garküchen - kleine Verkaufsstände auf Rädern, bei denen man ein paar Gerichte oder Snacks bekommen kann - vorgehen will. Offiziell ist das Ziel der Behörden, die Bürgersteige wieder den Fußgängern zurück zu geben. Dies schaffe mehr Sicherheit, da diese aufgrund der Garküchen oft auf der Straße laufen müssten, und mehr Sauberkeit. Das eigentliche Ziel ist jedoch, eine aufgeräumte und geordnete Stadt nach dem Vorbild Singapurs zu schaffen.

Durch dieses saubere Bangkok legen wir also viele Kilometer zurück. Da unsere Unterkunft am Rande Chinatowns liegt, können wir am zweiten Tag bequem das Boot nutzen und über den Chao Phraya in etwa 30 Minuten zum Anleger des Königspalasts gelangen. Ohne lange Schlangen, aber schon mit Menschenmassen, kommen wir schnell hinein und sind überwältigt von der Vielzahl verschiedenster Gebäude, Tempel und bunten Tempelwächtern, überrascht von der Größe des Smaragd-Buddhas (nur 66 cm) und sehr beeindruckt ob der Baukunst ganz allgemein. Die vielen Buddha-Statuen strahlen trotz des Rummels immer eine totale Ruhe aus.

Als wir nach gut drei Stunden zum buddhistischen Tempel Wat Pho weiterschlendern, ist die Hitze und Luftfeuchtigkeit bereits auf ihrem Höhepunkt angekommen und wir schütten fleißig Wasser in uns hinein ohne jemals die Toilette aufsuchen zu müssen. Wieder wäre es schön, eine Kleinigkeit essen zu können, aber der gesamte Weg zum benachbarten Tempel ist regelrecht abgeriegelt und kein Essensstand weit und breit. Hier wird die Aufräumaktion der Behörden schon seit 2016 erfolgreich durchgesetzt, wie wir später nachlesen.

Die buddhistische Tempelanlage Wat Pho beheimatet neben vielen Chedis (andernorts Stupa genannt) den Riesen-Buddha, an dem wir uns mit hunderten weiteren Touristen entlang schieben, immer wieder bestrebt, den besten (Foto-)Blick zu erhaschen. Schwer beeindruckt schlendern wir, aufgrund des Klimas zunehmend k.o., weiter durch die Innenstadt, zu verschiedenen Tempeln und Klosteranlagen. Wir steigen die 344 Stufen zum Golden Mount hinauf und genießen einen tollen Rundumblick auf die Stadt im Abendlicht, unter der angenehm spirituellen Beschallung mit Mantras und dem leisen Bimmeln der Windspiele an den offenen Fenstern. Wie schon am Vortag nehmen wir für günstige 9 Baht (etwa 25 Cent) den Bus zurück in Richtung Unterkunft und steigen spontan aus, als wir doch noch zumindest ein paar Garküchen entdeckten. Dort essen wir lecker zu Abend, auf den Plastikhockern, die meinem Bangkok-Klischee entsprechen.

Nach einem ereignisreichen ersten Tag in Chinatown und Little India, und einem zweiten beeindruckenden in der buddhistischen Welt Bangkoks, nutzen wir unseren Abreisetag, um nach umfassenden Recherchen doch noch eine Garküchenstraße zu finden - und werden in der Silom Road nahe des Lumpini Parks und ihrer Parallelstraße fündig: inmitten der Bürotürme, wo die Thais in ihrer Mittagspause etwas zu Essen brauchen, existiert doch noch mein Bild von Bangkok, mit seinen vielen aneinander gereihten Garküchen und Plastikstühlen - und sogar ein paar vegetarischen Gerichten. Wir nehmen noch eine Extraportion für die Zugfahrt mit und verabschieden uns von dieser facettenreichen Stadt, in der es noch so viel mehr zu entdecken gäbe.


Mel
21.07.2018
Bangkok
Thailand, Tempel


1 Kommentar

Die Vagabunden 24.07.2018 um 00:32 Uhr
Bankok scheint ja wirklich eine interessante Stadt zu sein und hat sich gegenüber früher anscheinend doch verändert, was die kleinen Garküchen betrifft. Ich seid ja wie immer viel unterwegs und nutzt auch die Busse und Boote, um möglichst viel zu sehen. Prima und unterhaltsam im Text festgehalten. Und tolle Fotos. Weiter so!

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