Im Bummelzug durch Ost-Java

Nach unserer bequemen Zugfahrt von Jakarta nach Yogyakarta trauen wir uns nun gleich  13 1/2 Stunden im einfachsten, dem Ekonomi-Zug, zu. Dieser wird auf seiner Fahrt von Yogyakarta nach Banyuwangi, ganz im Osten Javas, wo man per Fähre nach Bali übersetzt, ganze 30 Mal halten.

     

Der Ekonomi-Zug hat mittlerweile jedoch auch eine Klimaanlage und man kann es darin durchaus aushalten - es wird aber, wie sich schnell herausstellt, sehr eng. In jeder Reihe gibt es fünf Plätze und man sitzt sich gegenüber, und natürlich ist der Zug für schmale, kurzbeinige IndonesierInnen ausgelegt.

     

Neben Tim saßen also nachher noch ich und ein armer Indonesier. Gegenüber hatten wir durchaus Glück; die ersten fünf Stunden saß Tim eine sehr zierliche Indonesierin gegenüber und danach ein etwa zweijähriges Kind. Zum Problem wurde aber auch das Gepäck, denn man darf ausschließlich den Bereich über den eigenen Plätzen nutzen - unsere großen Rucksäcke nahmen allein schon den Platz aller sechs Sitze ein. Also haben wir den Rest unter die Sitze gestopft und gehofft, dass uns mangels Englischkenntnissen keiner zurechtweist (mit Erfolg).

Ach ja, im Zug gelten wieder viele Regeln und selbstverständlich darf auch die Durian-Frucht nicht fehlen:


Dann beginnt die lange, lange Fahrt. An den größeren Bahnhöfen halten wir etwas länger; Männer turnen auf dem Zug herum und füllen Wasser für die WCs nach.

    


Unterhaltung bekommen wir durch einen mitfahrenden Kegelverein, dessen ausgelassene Stimmung trotz fehlendem Hochprozentigen für einen ständigen Geräuschpegel sorgt. Später, als wir endlich nur noch zu zweit auf unserer Dreierbank sitzen, setzt sich ein Plauderfreudiger von ihnen zu uns (...). Es stellt sich heraus, dass es sich nicht um einen Kegelverein, sondern um Schulkameraden handelt, die zum Klassentreffen des Abschlussjahrgangs 1972 in Solo (Surakarta) waren und wie wir nach immerhin etwa 12 Stunden bei Banyuwangi aussteigen. Wie muss es wohl den Rücken dieser Herrschaften gehen...

Mit an Bord haben wir nicht nur das Reinigungspersonal, das regelmäßig mit einer Riesenmülltüte durch die Abteile geht und die Toiletten reinigt, sondern auch einige Ladungen Motorroller, die uns in Surabaya verlassen. Die halbe Stunde Aufenthalt nutzen wir, um uns die Beine zu vertreten und einige Dehnübungen zu machen.

                                    

    

Mit zunehmenden Rücken- und Beinschmerzen schleichen wir also über die Insel, vorbei an Reis- und Zuckerrohrfelden und immer mehr auch kleinen Wäldchen.

    

Im Dunst können wir den Vulkan Bromo erkennen - ein Touristenmagnet, den wir bewusst auslassen - bevor die Sonne hier in der Nähe des Äquators gewohnt schnell untergeht und wir in die Nacht hineinfahren. Wieder kommen wir nahezu pünktlich an unserem Zielbahnhof an und fallen todmüde ins Bett unseres Bungalow im Banyu Homestay. Auf besonderen Wunsch hier schonmal ein Bild davon :)





Mel
30.07.2018
Java
Indonesien, Java, Zug


6 Kommentare

Patrick 04.08.2018 um 15:00 Uhr
Schöner Bungalow, danke. Bekommt Ihr irgendwie etwas zu spüren von dem Erdbeben auf Lombok vergangene Tage?

Die Vagabunden 02.08.2018 um 22:29 Uhr
Ihr werdet noch richtige Bahn-Experten. Mietet Euch auf Bali mal einen Motorroller, das macht bestimmt Spaß. Ach nee, Ihr seid ja Radler.

Annika 02.08.2018 um 17:39 Uhr
Viel Spaß auf Bali!!! Bin gespannt ob euch nicht doch noch die Lust zum Surfen packt ;-)

Dirk 02.08.2018 um 11:22 Uhr
Hallo Ihr zwei, nehmt doch mal eine "Durian" mit in den Zug...das wird für erhebliche Unruhe sorgen...wenn Ihr auf einem Markt Gelegenheit habt, an solch einer Frucht zu riechen, traut Euch ruhig mal... Viel Spaß noch und viele tolle Eindrücke!

Britta 02.08.2018 um 09:12 Uhr
Och Menno, wieso darf ich denn meine Schlange nicht mitnehmen? :-D Im Bungalow habt ihr hoffentlich wieder ausreichend Beinfreiheit :-)

Sirod 02.08.2018 um 08:10 Uhr
Schöner Bericht! Komme mir vor, als sei ich mitgefahren😏euer Gartenhäuchen gefällt mir besonders gut. Gute Weiterreise und grüßt mir Bali⛴

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