13 km Lauf am Äquator

Der Plan

Da wir beide gerne laufen, haben wir bei unserer Reiseplanung geschaut, ob es auf unserer Reiseroute Laufveranstaltungen gibt, an denen man teilnehmen kann. Dabei sind wir auf den Score Run in Kuala Lumpur gestossen. Es gab die Laufdistanzen 5km, 13km und 21km. Wir haben uns für die mittlere Distanz entschieden - den "Competitive Run" - da wir ja was von der Stadt sehen wollen und fünf Kilometer ja nicht so weit sind. Von dem Score-Run "Conquer the city" gibt es eine Day- und eine Night-Edition. Die Night-Edition war schon im April, so dass jetzt die Day-Edition anstand. Die Startzeit liegt aber auch beim Tag-Lauf deutlich vor Sonnenaufgang, wir laufen also nur in den Tag hinein. Das ist auch gar nicht so schlecht, da Kuala Lumpur ziemlich nah am Äquator liegt (3° 8' nördliche Breite) und es hier doch sehr heiß wird. Da wir am 22. Juli erst knapp eine Woche in Südostasien sind und sehr wahrscheinlich noch mit dem Jetlag zu kämpfen haben, ist die Day-Edition für uns doch eher eine Night-Edition, da die Startzeit um 6 Uhr für uns gefühlt 0 Uhr MESZ entspricht...

Die Anmeldung

...funktionierte eigentlich relativ problemlos über die Homepage von Score. Der Preis war mit 27 USD auch noch in Ordnung (es gab immerhin ein T-Shirt und eine Medaille). Problematisch wurde es erst, als es um die Abholung der Startunterlagen ging: entweder konnte man diese persönlich abholen oder sich zuschicken lassen. Die Abholung war aber nur eine Woche vor dem Lauf möglich, als wir noch in Deutschland das WM-Finale geguckt haben. Die zweite Variante war daher die einzig mögliche, wir fragten daher unser Hostel an, ob wir die Startunterlagen dorthin schicken könnten - kein Problem - super :) Als wir die Versandadresse auf der Homepage eingeben wollten, hatten wir dann aber doch wieder ein Problem: als internationale Teilnehmer konnte man sich die Sachen nur nach Singapur schicken lassen... Eigentlich ja auch logisch, da man als internationaler Teilnehmer ja nicht in KL wohnt und ein Versand außerhalb von Malaysia nur nach Singapur möglich is. Wir schrieben Score also an und fragten, ob ein Versand auch nach KL möglich sei, bekamen aber keine richtige Antwort, versuchten jemanden zu finden, der die Sachen für uns eine Woche in KL abholen könnte (und hatten dabei bei einer Kundin eines Kollegen sogar fast Glück, da sie in KL wohnt, aber genau zu dieser Zeit leider doch in Deutschland war). Mitten in unseren Bemühungen um eine alternative Lösung kam dann die Nachricht von Score, dass man doch eine Versandadresse per Mail abgeben kann, die dann auch in KL sei könne. Yeah! Hostel angegeben, Versandkosten bezahlt, Problem gelöst! Vom Hostel kam dann auch zwei Wochen vor dem Lauf die Info, dass die Startunterlagen angekommen seien :)

Die Vorbereitung

Im Vergleich zu den Bemühungen zum Versand der Startunterlagen war die Vorbereitung trivial. Immer wieder was laufen, wenn möglich am Wochenende zur Mittagszeit, wenn es was heißer war. Die 13 km als Strecke schaffen wir beide, die Hitze und Schwüle konnten wir natürlich nicht richtig trainieren, obwohl dieser Sommer ja auch in Köln ziemlich heiß war (und jetzt ja noch heißer wird).

In Kuala Lumpur sind wir am Vorabend des Laufs angekommen und haben uns erstmal gefreut, dass die Startunterlagen wirklich angekommen sind. In einem 22 Seiten langen PDF-Dokument wurden wir schon theoretisch darauf vorbereitet, wo der Start ist und was es alles zu beachten gibt (u.a. wo kann man parken, wie wichtig es für die Zeitmessung ist, die Startnummer mit Transponder zu tragen und dass man am Vorabend doch besser nichts fettiges isst). Da unser Hostel "Back Home" nur zehn Gehminuten vom Start auf dem Dataran Merdeka - dem Unabhängigkeitsplatz - entfernt war, konnten wir uns den Startbereich ganz professionell schon am Vorabend anschauen und waren somit wirklich perfekt auf den Start am nächsten Morgen vorbereitet :) Das indische Essen war jetzt nicht ganz fettfrei aber dafür sehr lecker...

Der Lauf

Der Wecker klingelt pünktlich um viertel vor fünf, langsam wach werden, schnell in die Laufklamotten, bisschen was essen und ab zum Dataran Merdeka. Hier war schon großartige Stimmung, laute Musik, viel Animation und alle in den RUN THE DAY-T-Shirts. In dem muslimischen Land liefen viele Frauen sogar mit Kopftuch, viele aber auch ohne. Die Temperatur lag trotz der frühen Uhrzeit schon bei 27°C und schwül war es auch - also genau die Bedingungen, mit denen wir gerechnet hatten.

Wir konnten einfach in unseren Startblock gehen und noch ein paar Minuten bis zum Start warten. Das Startfeld wurde mit einer Drohne gefilmt, damit es wieder einen tollen Film über den Lauf gibt, alle sollten winken - Score Run - YEAH :) Pünktlich um 6 Uhr fiel der Startschuss und alle liefen los. Wir hatten uns eine brilliante Renntaktik zurecht gelegt: langsam laufen, um das Hauptziel zu erreiechN "einfach nur ankommen". Die Taktik fiel auch nicht schwer, da alle anderen auch nur langsam liefen.

Wir hatten uns ja darauf gefreut, auf den 13 km durch KL schon einiges von der Stadt zu sehen. Der Streckenverlauf war aber - wie man auf der Karte sieht - an Eintönigkeit nicht zu überbieten. Es ging 6,5 km eine Ausfallstraße raus und auf dem gleichen Weg wieder zurück. Die einzige Abwechslung ergab sich durch den welligen Verlauf, wenn Schienen oder andere Schnellstraßen über- oder unterquert wurden. Durch diese Abwechslung konnten wir auch den sensationellen Laufstil der Malaysier kennen lernen, die berauf immer sehr, sehr langsam liefen oder sogar gingen und bergab wieder schneller wurden. Ein sehr unstetiger Laufstil, der sich immer ausgeprägter zeigte, je weiter wir auf der Strecke kamen.

Wir liefen insgesamt ohne Probleme, waren nur stark am schwitzen. An den insgesamt vier Verpflegungsständen erfrischten wir uns mit einem Wasserbecher über den Kopf. Sehenswürdigkeiten gab es auf dem Lauf außer der Skyline mit wahnsinnig vielen Hochhäusern keine. Kurz nach dem Wendepunkt kam der erste Hinweis, dass es nur noch fünf Kilometer zu laufen seien - eigentlich waren es aber noch sechs. Vielleicht ist das eine malayische Form der Motiviation, die für viele auch sichtlich notwendig war, die letzten fünf Kilometer auf die letzten sechs zu verteilen... Je weiter wir jetzt kamen, desto mehr wurde der Lauf nämlich zu einer Wanderveranstaltung, insbesondere auf den letzten drei Kilometern, die ich mit meiner Laufuhr zuverlässiger bestimmen konnte als mit den km-Schildern, als auch noch die 5km-Läufer mit auf die Strecke kamen, war das Ganzeeher ein Hindernislauf. Immerhin wurde es mittlerweile hell, so dass man alles sehr gut sehen konnte:

Wir hatten uns zum Glück nicht überschätzt und konnten die ganze Zeit gut durchlaufen und konnten die letzten km trotz der sich langsam fortbewegenden Fahnenstangen schneller laufen. Nach 13km kamen wir nach 1 Stunde 40 Minuten und 38 Sekunden ins Ziel am Dataran Merdeka. Die Geschwindigkeit von 7:50 Min/km ist wirklich sehr langsam, sie reichte aber um uns insgesamt unter das erste Viertel der angekommenen Läufer (522/2288 Teilnehmern) zu bringen - Mel in ihrer Altersklasse sogar unter die besten zehn Prozent. Im Hostel erfuhren wir nachher noch von einem passionierten Läufer, dass die meisten sich nur durchquälen um ein Bild mit der Medaille für die sozialen Netzwerke zu bekommen...

Die Medaille bekamen wir im Ziel natürlich auch. Dazu noch eine Banane und ein kleines Getränk. WE CONQUERED THE CITY :)
Wir schauten uns noch ein bisschen um und freuten uns dann im Hostel auf eine Dusche und ein leckeres Frühstück. Später kamen wir nochmal zurück und haben noch eine Gravur auf unsere Medaille bekommen, damit man auf Instagram auch den Namen sehen kann ;)
War es die Mühe wert? Ja! Der Lauf hat schon Spaß gemacht und war trotz der langweiligen Streckenführung ein Erlebnis - so nah am Äquator läuft man ja nicht alle Tage.

Tim
26.07.2018
Kuala Lumpur
Malaysia, Laufen


3 Kommentare

Renate + Patrick 28.07.2018 um 09:59 Uhr
Gratulation!! Ihr habt unsere Hochachtung! Aktuell hättet ihr in Köln optimale Trainingsbedingungen :-) Aber es hat ja auch so geklappt.

Melanie 26.07.2018 um 10:56 Uhr
Danke!! Rückblickend wäre bei den ganzen Fußgängern natürlich noch viel mehr drin gewesen. ;-)

Helge 26.07.2018 um 10:05 Uhr
Schade, dass die Strecke so öde war. Aber ihr habt's geschafft, yeeey - Melanie sogar unter den besten 10 %. Respekt! Weiter eine schöne Reise!

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