Der Strand von Mui Ne

Man kennt ja die Bilder unserer verschmutzten Ozeane aus den Medien. Aber wenn man selbst an so einem Strand steht, wirkt das ganze nochmal viel, viel erschreckender und auch unsere Fotos können die Tragik nicht angemessen wiedergeben. Auch wenn ich schon darauf vorbereitet gewesen war, dass der Strandabschnitt vor unserem Hotel (weil nicht bei den Resorts gelegen) dreckig sein sollte, war mir bei dem Anblick einfach nur zum Heulen zumute. 



Wir sind ja jetzt schon eine Weile hier in Südostasien unterwegs und Einwegplastik ist wirklich überall. Die traditionell in Bananenblättern dampfgegarten Leckereien werden zum Transport in Plastikbeutel gepackt. Das eisgekühlte Getränk im Plastikbecher, mit Plastikdeckel und Plastikstrohhalm, bekommt zusätzlich ein bis zwei Plastiktütchen, damit man es bequem an den Lenker des Motorrollers hängen kann. Strohhalme bekommt man ohnehin zu so ziemlich jedem Getränk in jedem Gefäß gereicht, Bier vielleicht ausgenommen. Die landestypischen Gerichte werden auf dem Markt oder an einem Stand fertig gekocht gekauft und mit zur Arbeit oder nach Hause genommen - jede Zutat selbstverständlich einzeln in ein mit einem Gummibändchen oder Knoten verschlossenen Plastikbeutel gepackt - Reis, Fleisch in Soße, Soße zum Schärfen, Fischsoße, Kräuter - und alle Beutel werden dann wiederum für den Transport in ein bis zwei Tüten gesteckt. Von den vielen Plastik-Getränkeflaschen ganz zu schweigen. 

Und all diese so praktischen Verpackungen müssen nun einmal irgendwo hin - in den Straßengraben, den Fluss, den Abhang hinter dem Haus hinunter, über Bord, aus dem Zug kehren oder einfach dort fallenlassen, wo man gerade steht. Erst heute auf der Busfahrt von Da Lat nach Mui Ne hatte unser Fahrer erst seinen Becher, und später - nachdem er fein säuberlich den Deckel wieder darauf geschraubt hatte - seine leere Plastikflasche während der Fahrt aus dem Fenster geschmissen. Aber wohin auch sonst, wenn es außer in den großen Städten keine organisierte Müllentsorgung gibt? Das gilt für Bali genauso wie für Vietnam und für viele andere Länder, die wir nicht bereisen werden. 

Wie soll sich auch ein Bewusstsein der Menschen für so etwas wie Umweltschutz entwickeln, ohne Strukturen, ohne Aufklärung? Zumal, wenn wir westlichen, angeblich so entwickelten Länder es nicht einmal auf die Reihe bekommen, ein Problem wie den Plastikmüll, bzw. bereits die Produktion von Unmengen von Einwegplastik, mal radikal anzugehen. Und wir haben nur Wohlstandssorgen und nicht die existenziellen Probleme wie das tägliche Durchbringen der eigenen Familie, was - für mich durchaus nachvollziehbar - hier dann doch Priorität hat und keinen Platz für Dinge wie den Erhalt unseres Planeten lässt.

Diese Reise gibt mir die Möglichkeit, näher dran zu sein an vielen Problemen, die unsere Erde hat und in der Zukunft haben wird. Der Plastikmüll ist definitiv ein wiederkehrendes Thema, und ich bin sehr froh, nun endlich einmal die Zeit zu haben, nachzulesen. Ein anderes ist der Klimawandel, der dieses Jahr eigentlich auch endlich mal in den deutschen Köpfen angekommen sein müsste. Extremwetterlagen sind aber gerade nicht nur in Deutschland allgegenwärtig, sondern an so vielen anderen Orten der Welt! Die australischen Bauern kämpfen beispielsweise mit einer nie dagewesenen Dürre, müssen ihr abgemagertes Vieh zu einem Spottpreis verkaufen, weil die Wiesen vertrocknet sind und kein Geld zum Zukaufen von Futter da ist. Viele werden ihre Existenz verlieren. 

Dass die Probleme der (mal mehr, mal weniger, aber immer vorhandenen) Umweltverschmutzung und des Klimawandels überall existieren, zeigen mir wieder einmal, wie klein die Welt ist. Wo man geboren wird, ist Glück oder Pech, in jedem Fall Zufall, aber egal wo wir leben, diese Probleme gehen uns alle etwas an. Auch wenn sie vermeintlich nur einen Strand irgendwo in Südostasien betreffen.


Mel
17.09.2018
Mui Ne
Australien, Vietnam, Bali, Meer


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